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Projekt Feuer und Flamme - Fettbrand
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„Feuer und Flamme“ – 4. Stunde

- Teils zusammen, überwiegend getrennt

Frau Dr. Garreis aus unserem Projektteam führte wie in den anderen Wochen auch durch den Unterricht. Sie erzählt:

„In der vierten Woche sollte endlich der getrennte Unterricht gelingen. Es ergab sich schon eine viertel Stunde vor dem Läuten, dass drei Mädchen mit mir das Schulgelände betraten. Meine Frage, ob sie jetzt in ihrer Pause schon ein Experiment machen wollten, beantworteten sie mit einem strahlenden „Ja“. Ich gab ihnen die Lupen und Linsen in die Hand und blieb dann in der Rolle des Zuschauers. Ein Mädchen kam: „Ich kenn’s, das gibt Ärger.“ Sie hatte mit einem Brennglas zu Hause die halbe Terrasse in Brand gesetzt und zündelte überhaupt gerne. Für Experimente darüber hinaus hatte sie sich zu Hause bislang wenig erwärmt.

Dieses Mädchen erklärte der Freundin geduldig, wie man mit dem Brennglas eine Zeitung entzündet, was beiden auch schnell gelang. Das dritte Mädchen schaute interessiert zu, mochte aber nicht handeln.

Interessant wurde es als die drei aufgewecktesten der Jungengruppe vorbeikamen. „Oh, ja das machen wir auch“, riefen sie aus und die kleinen Worte „schnell“ und „locker“ schwangen in der Stimme mit. Pech nur, dass sie diese Technik nicht kannten, offensichtlich seltenst eine Lupe in der Hand gehalten hatten und schon gar nicht überzogen, wodurch die Zeitung Feuer fängt. Sie stellten sich zwischen Sonne und Brennglas, warfen mit der Hand Schatten und konnten keinen Brennpunkt finden, weil sie zu bequem zum Bücken waren. Die Mädchen ließen die Jungen voll auflaufen, die dann auch mit einem „Pah, das geht ja gar nicht“ das Weite suchten. 

Um zu vermeiden, dass sie in ihrem gekränkten Stolz irgendwo anders gefährlich das Zündeln beginnen könnten, rief ich sie zurück und zeigte ihnen die Tricks und die Gefahr. So schafften es auch die Buben vor Unterrichtsbeginn noch eine Zeitung zu verbrennen. Sie revanchierten sich in den zum Glück wenigen Minuten des gemeinsamen Unterrichtes mit extremer Unruhe.

Der Unterricht begann geschlechtergetrennt. Für die beiden Experimente Staubexplosion (nur eine Apparatur vorhanden) und brennendes Taschentuch (der Lehrer kannte diese Variante nur theoretisch) wurden die Gruppen zwischendurch zusammengenommen. Auch für die Besprechung und Organisation der nächsten Woche. In diesen gemischten Minuten drängten sich die Buben aktiv in den Vordergrund und sorgten für unangenehme Lautstärke.

Die etwa 50 Minuten allein mit den Mädchen hatten einen völlig anderen Charakter. Zwar waren sie in den tragenden Beiträgen stark von dem Mädchen getrieben, das auch vorher schon das Brennglas gezeigt hatte, aber alle waren aufmerksam dabei und leise. Die Mädchen nutzten auch die Gelegenheit, mich über das Projekt auszufragen. Auf meine Frage, warum sie die Hausaufgaben zuverlässig und ordentlich machen, verwarfen sie alle Gründe wie Interesse, Freude am Schreiben, mehr Ordnung als die Buben, usw.. Allein der Grund: „Wir wollen keinen Ärger.“ blieb stehen. 

Die Besprechung, was in eine Arbeitsanweisung alles hineingehört (Das brauche ich; Das mache ich; Das sehe ich; Das lerne ich daraus) war sehr angenehm. Als Grundlage benutzten wir eines der Protokolle (Briefe an die beste Freundin), die als Hausaufgabe geschrieben worden waren. Nun übten wir mündlich am Beispiel „Kerze unter Glas“ der vorigen Stunde. Diesen Versuch hatten drei Mädchen wegen Abwesenheit selber nicht gemacht. Ihre Mitschülerinnen beschrieben ihn aber so genau, dass zwei der „Unerfahrenen“ in der darauffolgenden Woche eben dieses Experiment den Grundschülern weiter vermittelten. 
Schwer fiel allen der Punkt Schlussfolgerung. Nur das herausragende Mädchen war ansatzweise in der Lage, die Erkenntnis aus einem Experiment verbal zu fassen.

Entsprechend verlief der Wettbewerb „Wessen Zeitung verbrennt am Schnellsten!“. Es gab drei Zweiergruppen. Jede bekam eine halbe Zeitungsseite, eine feuerfeste Unterlage und Streichhölzer, resp. Feuerzeug. Zwei Gruppen stellten die Zeitung wie ein Dach auf, zündeten sie dann aber irgendwo im oberen Bereich an mehreren Stellen an. Folge: in der Mitte gab es ein Loch, die Zeitung rutschte auseinander und erlosch. Die dritte Gruppe legte das Papier zweifach gefaltet flach auf die Metallplatte, zündete eine Ecke an und sah, dass das Papier gleich wieder erlosch. Meinen Versuch eine Gedankenverbindung zu schaffen zwischen dem Versuch „Metallplatte lischt Kerzenflamme“ und dem hier beobachteten Erlöschen des Feuers auf der Metallplatte, wurde mit skeptischen Blicken quittiert. Nachdem keines der Mädchen eine Verbesserungsidee hatte, knüllte ich ein Papier locker und dreht eines zu einer festen Wurst. Beide wurden angezündet und die Beobachtungen diskutiert. Dass an locker geknüllte Zeitung mehr Luft kommt, war allen sofort klar. Dass bei der locker geknüllten Zeitung außerdem ein brennender Fetzen die nötige Hitze zum Entzünden eines weiteren Stückes Zeitung liefert, führte wieder zu den skeptischen „Das ist mir zu schwierig“-Blicken.

Folgerichtig konnten die Mädchen (und auch die Buben) diese Erkenntnis dann nicht auf die Staubexplosion übertragen. Die Beobachtung, dass liegender Staub nicht brennt, aufgewirbelter Staub aber sehr gut brennt, wollten die Kinder gerne als gottgegebene Tatsache stehen lassen ohne Frage (Wie kann das sein?) und Erklärung.

Es folgten die Experimente „Flammensprung“ und „Flambiertes Taschentuch“ in Folge. Sie sollten zeigen, dass oft gar nicht der Brennstoff an sich brennt, sondern Gase brennen, die aus ihm aufsteigen. Die Mädchen hatten Mühe, so genau hinzusehen, dass sie den Flammensprung überhaupt wahrnahmen. Erst nach der Mitteilung, dass der aufsteigende Rauch aus Wachs ist, das mit dem Streichholz angezündet wird und wie eine Zündschnur zum Docht hin abbrennt, brachte sie dazu genauer zu schauen.
Beim flambierten Taschentuch konnte keine Parallele zu flambierter Speise gezogen werden, weil die Kinder flambierte Speise nicht kannten. Die Warnung, Spiritus nie als Grillanzünder zu verwenden verpuffte in dem Widerspruch eines Jungen, er habe es doch schon zigmal gemacht, also sei es ungefährlich.

Zum Ende der Stunde trugen wir die Experimente zusammen, an die die Kinder sich erinnern konnten, sortierten sie thematisch und teilten Gruppen ein. Diese Gruppen bekamen als Aufgabe, ihre Experimente für die nächste Stunde mit Materialbeschaffung und allem selber vorzubereiten.

Die beliebtesten Experimente in der von den Kindern genannten Rangfolge: Teebeutelrakete, Feuer unter verschieden großen Gläsern, Staubexplosion, geknülltes Zeitungspapier anzünden.
Weil für sechs Gruppen noch nicht genug „schöne“ Experimente zusammenkamen, die auch die wesentlichen Gesichtspunkte zum Themenkomplex Feuer abdeckten, zeigte ich den Schülern noch den Papierkochtopf. Aufgabe: Ich habe eine Streichholzschachtel als Brücke über einer Kerze. Findet eine Möglichkeit, die Schachtel vor dem Verbrennen zu bewahren. 

Erste Ideen : Unter Glas stellen (Luft wegnehmen), Schachtel (Brennstoff) wegnehmen, Kerze (Hitze) wegnehmen.
Letzteres griff ich auf für die Frage, wie man die Schachtel kühlen könnte. Nun kam Wasser ins Spiel.

Die Parallele zum Besprengen angrenzender Häuser durch die Feuerwehr bei einem Hausbrand bekamen die Schüler vom Lehrer genannt.
Leider wurde sie nicht mehr ganz gehört, weil wenige Minuten vor Unterrichtsschluss wie immer der bald fahrende Bus die Aufmerksamkeit absorbierte.“

3. Stunde 5. Stunde